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Uwe Schneider darf zweimal im Jahr Geburtstag feiern

09.04.2024

Nach Herzstillstand erfolgreich reanimiert / Optimale Rettungskette dank schnellem Notruf und DRK-Ersthelfer-Einsatz



Felix Zurbrüggen

Ansprechpartner

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Felix Zurbrüggen
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Wenn jemand zweimal im Jahr Geburtstag feiern darf, hat sich zuvor in dessen Leben Tragisches ereignet. So auch bei Uwe Schneider. Der Herzstillstand kam bei ihm ohne Vorwarnung: Schneider saß zu Hause in seinem Büro, um noch verschiedene Arbeiten zu erledigen. „Mir wurde ein wenig komisch und ich weiß noch, dass ich nach meiner Frau gerufen habe.“ An das, was danach geschah, hat der Eppelheimer bis heute keine Erinnerung. „Ich hatte einen Filmriss.“ Seine Frau Anneliese, Tochter Caroline und Enkelin Samira, die an dem Abend vor Ort waren, sowie die beiden Ersthelfer des örtlichen Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Irene und Jens Hillger, wissen hingegen im Gespräch mit der RNZ alles noch ganz genau: Es war der Abend des 3. Juli 2023 als der Eppelheimer in seinem Haus im Konrad-Adenauer-Ring ein kurzes Unwohlsein verspürte, das Bewusstsein verlor, vom Schreibtischstuhl fiel, mit dem Kopf böse auf einer Möbelkante aufschlug und regungslos auf dem Boden liegenblieb. Ein Anblick, den Anneliese Schneider und ihre Tochter Caroline Gärtner nie vergessen werden. Sie waren die Ersten, die bei diesem Notfall goldrichtig gehandelt haben. Dass sie heute nicht um Ehemann und Papa trauern müssen, ist einer optimalen Rettungskette zu verdanken.

„Es war Glück, dass ich meinen Mann rufen hörte und sofort ins Büro eilte“, erinnert sich seine Frau. Dieser war nicht mehr ansprechbar. Sie vernahm nur noch ein Röcheln. „Ich habe gedacht, ich muss sofort die 112 anrufen.“ Um 18.34 Uhr ging der Notruf bei der Leitstelle ein. Fast zeitgleich kommt Tochter Caroline vom Joggen zurück und hört durch das geöffnete Bürofenster ihre Mutter rufen: „Ich brauche hier Hilfe, mein Mann stirbt.“ Die heute 41-Jährige rennt ins Haus, erfasst blitzschnell die Situation und handelt strikt nach den Anweisungen des Mitarbeiters der Leitstelle, der am Telefon bis zum Eintreffen der „Helfer vor Ort“ und des Rettungsdienstes permanent an ihrer Seite bleibt. „Ich habe einfach alles abgespult. Erst hinterher habe ich mir viele Gedanken gemacht, ob ich alles richtig gemacht habe“, erzählt die Tochter. Während sich ihre Mutter auf Anweisung um die stark blutende Wunde am Kopf ihres Mannes zu kümmern hatte, wurde Caroline angeleitet, mit der Herzdruckmassage zu beginnen. „Ich hatte kein Lied im Kopf“, gesteht sie. Weder „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees oder „Highway to Hell“ von AC/DC hatte sie im Ohr, um den erforderlichen Takt der Herzdruckmassage zu halten. Dafür hatte sie den Herrn von der Rettungsleitstelle, der sie ermutigte und anspornte, nicht nachzulassen. Als glückliche Fügung wertete es Caroline Gärtner, die beim DRK-Kreisverband in Heidelberg in der Personalabteilung tätig ist, dass sie erst unlängst beim DRK ihre Erste Hilfe-Kenntnisse aufgefrischt hatte. „Man übt immer an einer Puppe. Aber jetzt lag mein Papa vor mir. Ich fand das ganz furchtbar.“ Sechs Minuten hatte sie zu überbrücken. Denn schon um 18.42 Uhr waren die Eppelheimer DRK-Ersthelfer Jens und Irene Hillger samt Ausrüstung und Defibrillator zur Stelle und lösten die Tochter bei den Reanimationsmaßnahmen ab. Kurz danach kam der Rettungswagen mit den Sanitätern der Malteser. Die Ersthelfer übergaben an die Rettungssanitäter. Der Herzstillstand wurde als „Herzflimmern“ diagnostiziert und die Wiederbelebung mittels Elektroschocks eingeleitet. Zwei Versuche waren nötig, ehe Herzschlag und Atmung wieder einsetzten. Während Uwe Schneider mit Blaulicht ins Zentrum für Innere Medizin der Uniklinik Heidelberg kam, kümmerten sich die beiden Ersthelfer um die Familie des Patienten. 

Zwei Tage lag Schneider im künstlichen Koma auf der Kardio-Intensivstation. Als er unter ärztlicher Aufsicht langsam aus dem Tiefschlaf erwacht, setzt sein Herz erneut aus. Wieder musste er mittels Medikamentengabe und Elektroschock wiederbelebt werden. Zwei Tage später wurde ihm durch einen minimalinvasiven Eingriff ein kleiner Defibrillator implantiert, der Herzrhythmusstörungen erkennt und im Ernstfall Elektroschocks abgibt, um die Störung zu beenden. „Ich hatte viel Glück im Unglück“, weiß Schneider. Seiner Familie wurde von den Klinikärzten bestätigt, dass bei dem Notfall alles optimal und zu Gunsten des Patienten gelaufen sei. Die Rettungskette habe sehr gut funktioniert.

„Man freut sich natürlich als ‚Helfer vor Ort‘ über optimale Einsätze und Abläufe und dass man als Teil der Rettungskette einem Menschen das Leben retten konnte“, betont DRK-Bereitschaftsleiter Jens Hillger. Er weiß: „Bei einem akuten Herzstillstand sinken pro Minute, wo nichts getan wird, die Lebenschancen um jeweils zehn Prozent.“ Zusammen mit seiner Frau Irene ist Hillger in Eppelheim seit sechs Jahren beim DRK als Ersthelfer, auch „First Responder“ genannt, tätig. „Wir haben ungefähr 200 Einsätze im Jahr.“ Etwa bei einem halben Dutzend Notfällen, sei eine Reanimation nötig. Nicht alle kehren ins Leben zurück wie Uwe Schneider. Dessen Frau und Tochter haben einen großen Wunsch: „Jeder sollte regelmäßig seine Erste Hilfe Kenntnisse auffrischen, damit man weiß, was zu tun ist und dass Hilfe zu leisten keine Überwindung kostet.“ Schneider, der früher gerne Tennis und Tischtennis spielte, noch nie in seinem Leben Herzprobleme hatte und eigentlich nach seinem Berufsleben als Bankkaufmann seinen Ruhestand mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und deren Familien genießen möchte, wird von nun an nicht nur seinen regulären Geburtstag am 12. Dezember begehen, sondern auch froh und dankbar mit einem kleinen Fest seine Rückkehr ins Leben am 3. Juli als erfolgreich reanimierter Notfall feiern. Der heute 66-Jährige hat einen großen Wunsch: „Einen Mallorca-Urlaub mit meiner ganzen Familie.“ Tochter Caroline signalisiert, dass dieser längst schon gebucht ist.

Die „Helfer vor Ort“ des DRK
auch First Responder genannt, überbrücken im Ernstfall die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungsdienstes. Damit übernehmen die Ersthelfer, die ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, eine wichtige Funktion in der Rettungskette. „Helfer vor Ort“ kommen immer dann zum Einsatz, wenn diese an ihrem Wohnort schneller bei einem Unfall oder Notfall sein können als Notarzt oder Rettungsdienst. Die Männer und Frauen sind in den Bereitschaften aktiv, geschult in der Herz-Lungen-Wiederbelebung und in der Anwendung eines Defibrillators. Die Ehrenamtlichen übernehmen die Versorgung des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Sie führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und betreuen Patienten oder bei Bedarf auch deren Angehörige. Dabei steht jedem Ersthelfer eine komplette Notfallausrüstung zur Verfügung. Neben Verbandsmaterial sind in dem gut ausgestatteten Notfallrucksack Gerätschaften für Blutdruck- und Blutzuckermessung und zur Beatmung enthalten. „Helfer vor Ort“ sind Mitglieder der Bereitschaften und werden von diesen gestellt. Aktuell gibt es beim DRK Eppelheim vier ausgebildete Ersthelfer.

 

Text und Fotos: Sabine Geschwill / Geschwill Presseservice