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"Panik und Verletzte" bei Chlorgasalarm-Übung

Eine gemeinsame Übung von DLRG, DRK und FFW im Waibstadter Schwimmbad forderte insgesamt 50 Einsatzkräfte heraus.



Felix Zurbrüggen

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Panik breitet sich unter den Badegästen aus. Wildes Planschen und Herumrennen bestimmen die Szenerie. Ein junges Mädchen steht auf dem Drei-Meter-Sprungturm und springt vor Schreck ins Wasser – direkt auf einen jungen Schwimmer, der sich dabei die Schulter bricht. Ein anderer Junge ist ausgerutscht, hat sich die Unterarme und Handinnenflächen aufgerissen. Seine blutende Kopfwunde sieht nicht viel besser aus. Noch schlimmer hat es ein Mädchen am anderen Beckenrand erwischt. Sie liegt mit einem übel aussehenden offenen Bruch am Fenster. Während die Rettungsschwimmer der Deutscher Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) sofort reagieren und die verletzten und bewusstlosen Personen aus dem Wasser holen und Erste Hilfe leisten, sind bereits das örtliche Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Freiwillige Feuerwehr alarmiert worden, die nach kurzer Zeit in großer Anzahl eintreffen. Im Kellerbereich der Chlorgasanlage vermutet man weitere Personen. Ein Szenario, das sich niemand wünscht. Doch für die gemeinsame Übung von Feuerwehr, DRK und DLRG ist es genau das Richtige, um das Zusammenspiel der Hilfsorganisationen auf den Prüfstand zu stellen.

Einsatzkräfte wie im Ernstfall vor vollendete Tatsachen gestellt

"Wir machen das zum ersten Mal mit allen drei Organisationen zusammen", erzählt DRK-Bereitschaftsleiter Martin Hortscht, der die Idee mit seiner Bereitschaftsleiterkollegin Natascha Hohneder-Mühlum entwickelt hat. Sowohl bei Feuerwehr-Kommandant Torsten Hartmann als auch beim DLRG-Vorsitzenden Günter Immenroth rannten die beiden mit ihrem Vorschlag offene Türen ein. Die Feuerwehr verlegte sogar ihren eigentlichen Übungstag und fuhr mit vier Fahrzeugen aus Waibstadt und Daisbach zum Einsatzort Schwimmbad.

Dort gab es nur Vorgaben für die Verletztendarsteller, die nicht nur von Jens Bührle von der DRK-Notfalldarstellung realitätsnah geschminkt worden waren, sondern auch versuchten, schauspielerisch zu agieren. Denn die Einsatzkräfte wurden – wie es ja auch im Ernstfall ist – vor vollendete Tatsachen gestellt. Bekanntlich wird die Chlorgasanlage von einem Sensor überwacht, und bei einem Austritt wird automatisch die Feuerwehr alarmiert. "Wir können aber auch, wie jetzt bei der Übung, den Alarm manuell auslösen", erzählt die DLRG-Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Daniela Nühlen-Hövel.

Während die Feuerwehr zunächst die Anfahrtswege kontrolliert, eine Sammelstelle einrichtet und die Evakuierung einleitet sowie sich mit Atemschutzgerät auf den Weg in den Keller macht, versorgt das mit Rettungswagen eingetroffene DRK-Personal inklusive zwei Notärzten die verletzten Personen. "Was im Wasser passiert, übernehmen wir, aber sobald die Personen am Beckenrand sind und das DRK eingetroffen ist, übernehmen die Experten die Versorgung", erklärt Nühlen-Hövel. Wichtig sei, dass letztendlich die Feuerwehr vor Ort den Ablauf dirigiert, um auch das Rettungspersonal nicht in unnötige Gefahr zu bringen. Ein automatisierter Defibrillator unterstützt zu Beginn die DLRG-Helfer, die an einer Trainingspuppe die Wiederbelebung übernehmen. "Die Puppe simuliert sozusagen das Mädchen, das aus dem Wasser gezogen wurde und bewusstlos ist", sagt Immenroth.

Einsatzlagen im Wasser und im Keller

Eine andere Person wird inzwischen mit blauen Lippen und wackeligen Beinen von zwei Sanitätern nach draußen geführt. Nach der Erstversorgung der Wunden werden die verletzten Personen mit Tragen an eine Sammelstelle gebracht. "Hier wird je nach Ernstfall der sofortige Transport ins Krankenhaus eingeleitet", sagt Hortscht, der auch auf mögliche Anforderung von Rettungshubschrauber und weiteren Notärzten hinweist.

Nicht ganz einfach sei die Bergung der Personen im Keller gewesen, wie Kommandant Hartmann mitteilt. "Wir hatten zunächst einen Trupp heruntergeschickt, der dann weitere Unterstützung anforderte." Gerade auch bei der sommerlichen Hitze war der Einsatz mit Atemschutzgerät eine echte körperliche Herausforderung für die Feuerwehrleute. Doch der Hausmeister konnte, genauso wie eine Reinigungskraft, gefunden werden. Chlor wirkt bekanntlich als Gas vor allem auf die Atemwege und kann in hohen Konzentrationen schwere Lungenschäden verursachen, was auch der dauerhafte lautstarke Husten des geretteten Patienten unterstrich.

„Wir haben eine Menge gelernt“

Zufrieden zeigten sich am Ende der Übung die Verantwortlichen mit dem Ablauf der Meldekette und dem Zusammenspiel der rund 50 Einsatzkräfte. Einmal mehr wurde überprüft, ob eingeleitete Maßnahmen auch vor Ort tatsächlich so umsetzbar sind. "Wir haben eine Menge gelernt", sagt DLRG-Chef Immenroth über Maßnahmen zur Lebensrettung durch das DRK-Personal. Auch Kommandant Hartmann fand für die anspruchsvolle Übung positive Worte, auch weil die Feuerwehr kurz vor Übungsbeginn noch einen echten Einsatz fahren musste.

Der hohe Ausbildungsstand aller Teilnehmer hätte genauso zum Gelingen der Übung beigetragen wie die gute Kooperation der DLRG, des DRK und der Feuerwehr, lautete das Fazit. "Für eine Premiere ist alles bestens gelaufen", findet DRK-Bereitschaftsleiter Hortscht. Geplant seien auf jeden Fall weitere gemeinsame Übungen dieser Art.

Text: RNZ / B.Jürriens